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In 2022 steigen die Preise rasant – Ist der Grund dafür die Klimakrise?
Wie ihr euch sicher denken könnt, macht die aktuell kritische Marktlage auch uns zu schaffen. Wir können daher nicht umhin, unsere Preise an die sich schnell ändernden Bedingungen anzupassen. Dabei geht es uns genauso wie euch: unsere privaten Lebenshaltungskosten steigen deutlich, obwohl wir keine höheren Einkommen erzielen, sondern de facto weniger verdienen.
Aber der größte Teil der Mehrbelastungen stammt aus einem aktuell sehr angespannten Weltkaffeemarkt. Das betrifft auch uns, obwohl wir nur Premium-Biokaffees im Direkthandel beziehen und nicht am Weltmarkt einkaufen. Jetzt bleibt die Frage, ob das mit dem Klimawandel zusammenhängt?
Klimawandel und Kaffeeanbau:
Wir kennen schon seit Jahren Auswirkungen des Klimawandels wie Dürreperioden oder Überflutungen in vielen Teilen Deutschlands. Verursacht wird dies durch hohe CO2-Emissionen (fossile Energie, Verlust an natürlichen Wäldern, Mooren und Permafrost) und passiert nicht nur vor unserer Haustür, sondern führt weltweit zu einer geringeren Artenvielfalt, zunehmenden Extremwetterereignissen wie Dürren, Starkregen oder Großbränden.
Landwirt:innen sollten umdenken und sich zu einer nachhaltigen bzw. regenerativen Landwirtschaft weiterentwickeln. Aus diesem Grund beziehen wir schon ausschließlich Bio-Rohkaffees aus fairem Direkthandel mit vertrauenswürdigen Kooperativen, die Sozialprojekte vor Ort realisieren. Allerdings verändert sich die Situation unserer Kaffeebauern deutlich schneller, als gedacht.
Was in unserem gemäßigten Klima aktuell noch tolerabel erscheint, bedeutet für subtropische bis tropische Regionen – den Kaffeeanbau-Regionen – bereits heute alljährliche Umweltkatastrophen. 2021 traf es Brasilien, den größten Kaffeeproduzenten der Welt: Frost und Dürre resultierten in massiven Ernteausfällen von fast 25 %.
Da Rohkaffee – wie leider viele Agrarprodukte – an der New Yorker Rohstoffbörse gehandelt wird, bedeutet dies nicht nur einen marktbedingten Preisanstieg. Die Börse führt dazu, dass „Wetten“ auf die Entwicklung der Rohstoffpreise abgeschlossen werden und so der derzeitige Preisanstieg beschleunigt und verstärkt wird.
Die „börsenbasierten“ Preise für Rohkaffee gehen durch die Decke und bestimmen die realen Kaffeepreise in den produzierenden Ländern
Wir von Carles und unsere Einkaufsgenossenschaft Roasters United freuen uns für die Farmer, denn seit langem bekommen sie von allen Einkäufern mehr Geld. Lag der Preis für Arabica Rohkaffee Anfang 2021 bei ca. $1,00 pro amerikan. Pfund, waren es Ende 2021 $2,40. Bei durchschnittlichen Produktionskosten von 1,70-2,00 US-Dollar pro US-Pfund. Demnach haben alle Farmer, die keine Bio- oder Top-Qualitäten herstellen bzw. am fairen Handel teilnehmen, schon lange Zeit Verluste gemacht und sind in dieser Zeit noch ärmer geworden!
Wir von Carles zahlen seit jeher deutlich mehr für unsere Rohkaffees: zwischen $2,75 und $4,00 pro amerikan. Pfund (ohne Transport nach Deutschland). Wir zahlen diese Preise gerne, weil dieses Geld direkt bei den Kaffeebauern und ihren Kooperativen ankommt!
Die Pandemie hat leider auch dazu geführt, dass Container in Häfen verbleiben und so schon seit einiger Zeit global fehlen.
Auch der Ukrainekrieg mit Verknappung von Energieträgern
verteuert die (Übersee-)Transporte und diese sind wenig planbar. Dadurch haben sich die Frachtraten aktuell teilweise bis zu vervierfacht!
Auch kommen immer wieder unkalkulierbare Währungsschwankungen hinzu, da der Kaffee weltweit in US-Dollar gehandelt wird.
War der $-Kurs im Juni 2021 noch bei 1,18$ für 1€, hat der € seitdem an Wert verloren! Das ist ein Minus von ca. 12% zum Juni 2021.
Aktuell vermuten wir, das sich die Preise in den nächsten Jahren auf ähnlich hohem Niveau einpendeln werden. Das ist auch dringend nötig, damit sich der Kaffeeanbau auch in Zukunft und unter veränderten Bedingungen lohnt und wir Kaffee mit gutem Gewissen genießen können.
Danke an euch, wenn ihr verantwortungsvolles und nachhaltiges Handeln mit dem Kaffeekauf bei uns unterstützt!